28.03.1971

Auf dem jüdischen Friedhof in Gürzenich ist ein von den Gemeinden Birgel, Lendersdorf und Gürzenich gestifteter Gedenkstein für die jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft errichtet worden.

DZ 30.3.1971; Domsta/Krebs/Krobb, Zeittafel, S. 284

Januar 1977

Homenagem póstuma
Cemitério para judeus alemães
Walter Rehfeld, para RJ
Nachträgliche Ehrung
Friedhof für deutsche Juden
Die deutsche Stadt Düren fand eine Formel, die Erinnerung an die im zweiten Weltkrieg ermordeten Juden zu ehren, indem man auf dem dortigen jüdischen Friedhof die entsprechenden Grabmäler errichten ließ.
Auf seiner Reise nach Deutschland besuchte Herr Hermann Gerson seine Geburtsstadt Düren und lernte dort Herrn Peter Goerres kennen, welcher der Verwalter der dortigen Friedhöfe, u.a. auch des jüdischen Friedhofes ist. Dieser Friedhof wurde 1888 eingeweiht und der vorige ältere wurde im 13. Jahrhundert eingerichtet; denn seit dieser Zeit ist die Anwesenheit und Existenz jüdischer Bürger in Düren geschichtlich nachgewiesen.
Die Grabsteine, die mit aller Sorgfalt sauber gehalten und gepflegt werden, berichten kurz die tragische Geschichte der dort verstorbenen und umgekommenen Juden. […]
Inmitten schöner Bäume widmet die Dürener Stadtbehörde den niedergemetzelten jüdischen Bürgern, Opfer einer wahnsinnigen Wut und Verfolgung einen Stein mit folgender Inschrift:
„Im Andenken an die Opfer der Verfolgung von der Stadt Düren und Warnung für die Lebenden. 1933/45“ (Das ist unser Hinweis).
Wir wünschen mit aller Aufrichtigkeit, dass die ehrerbietige Sorgfalt, die Herr Peter Goerres und die Stadt Düren den Grabmälern ihrer jüdischen Mitbürger, die durch die nazistische Brutalität umgekommen sind, widmen, als ein endgültiger Sieg der menschlichen Güte ausgelegt werden kann. Nur unter dieser Voraussetzung ist die traurige und schmerzhafte Geschichte, die wir aus den Grabsteinen des Dürener jüdischen Friedhofs erlesen, nicht ohne Sinn dargestellt. Wer den guten Tätern des mit soviel Sorgfalt und Liebe geleisteten Werkes besondere Dankbarkeit schuldet, ist das Deutschland von Morgen.

resenha judaica, Ano VII, N.° 167, São Paulo, segunda quinzena, janeiro de 1977; Übersetzung von Hermann Gerson

02.12.1977

[Leserbrief Peter Goerres]
Höchste Zeit
Für die Stadt Düren wäre es höchste Zeit, ein Erinnerungsmal für ihre verschleppten und ermordeten jüdischen Bürger zu errichten. Wenn auch ein Mal auf dem jüdischen Friedhof in der Binsfelder Straße steht, so ist dieses weder von der Stadt errichtet noch der Öffentlichkeit ohne weiteres zugänglich. Es bietet sich das Gelände des alten, schon von Wenzel Hollar 1634 erwähnten israelitischen Friedhofs in der Arnoldsweilerstraße an.
Hier wäre es möglich, mit verhältnismäßig geringen Kosten die zerzauste Grünfläche würdig einzufassen und durch eine Stein- oder Bronzeplatte an die ermordeten Dürener jüdischen Glaubens und gleichzeitig an die alte Tradition dieser Stätte zu erinnern. Welcher Ratsherr, welche Fraktion will sich dieser Sache annehmen? Ich glaube, es handelt sich um eine Ehrenpflicht.

Dürener Zeitung, Freitag, 2. Dezember 1977

09.11.1978

Reichskristallnacht vor 40 Jahren erschütterte Deutschland:
Als in Düren die Synagoge brannte
1938 zählte Düren 295 Juden – Über 100 kamen in Vernichtungslagern um – Erinnerung an Schreckensstunden
Von Baltar M. Schmitz
Düren. – „Schon vom Wirteltorplatz aus sah ich schwarze Rauchwolken in den Himmel quellen, wußte aber nicht, was es war. Als ich um die Ecke in die Schützenstraße bog, stockte mir der Atem. Aus dem Gelände gegenüber dem Kaufhof prasselte helloderndes Feuer in den dämmrigen Morgen. Die jüdische Synagoge stand in Flammen.“
So erinnert sich die heute 58 Jahre alte Resi B. dieses beginnenden 10. November 1938, dem Tag nach der sogenannten „Reichskristallnacht“, in der in ganz Deutschland in einem unvorstellbar brutalen Vernichtungswerk über 200 jüdische Synagogen und Gebetsstätten, dazu über 7000 Geschäfte und zahlreiche Privatwohnungen jüdischer Mitbürger innerhalb weniger Stunden vernichtet wurden.

Feuerwehr spritzte daneben
Resi befand sich auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle und hatte nur wenig Zeit. Was sie sah, empörte sie. Die Feuerwehr war mit mehreren Löschwagen angerückt und hatte ihre Schläuche auf dem weiten Synagogenvorplatz ausgerollt. Aber die Wehrmänner hielten ihre Spritzen nicht in das Feuer, um zu löschen, sondern ließen das Wasser in die benachbarten Gärten regnen. Die Polizei hatte das ganze Gelände abgesperrt und die vielen Menschen, die sich inzwischen an der Schützenstraße angesammelt hatten, sahen schweigend zu, wie das prächtige Bauwerk Stück für Stück niederbrantte und teilweise zusammenkrachte.
Aber niemand wehrte sich. Alle hatten Angst und standen sprachlos vor dem grausamen Geschehen. Niemand auch wußte zu dieser Zeit, daß schon in der Nacht auf allerhöchsten Befehl der NSDAP SS- und SA-Männer mobilisiert worden waren um rottenweise in das Gebetshaus einzudringen und es mit Hilfe von Benzin und Öl in Brand zu setzen. Die Feuerwehr hatte den Befehl, nicht zu löschen, sondern nur die Nachbarhäuser und Grundstücke zu schützen.

Knöcheltief durch Glasscherben
Zu dieser frühen Morgenstunde war es noch verhältnismäßig ruhig in der Stadt gewesen, bis sich plötzlich wie ein Lauffeuer die Kunde verbreitete: „Alle Dürener Judengeschäfte werden gestürmt und zerstört.“ Ganze Rollkommandos, meist junge Männer, waren mit Lastwagen von Straße zu Straße unterwegs und zertrümmerten mit Brechstangen und Äxten die Schaufenster und die Inneneinrichtungen der Geschäfte der jüdischen Mitbürger. Innerhalb einer Stunde glichen zahlreiche Straßen der Innenstadt, so vor allem die Wirtelstraße und die Weierstraße, aber auch die Kölnstraße und die Oberstraße, einem Trümmerfeld.
Bei Gerson am Moltkedenkmal, einem Geschäft für Männerbekleidung, flogen die Anzüge, Hosen und andere Bekleidungsstücke in hohem Bogen auf die Straße. Auf dem Wirteltorplatz war der Bürgersteig knietief voller Schuhe. In der Eisenbahnstraße vor der Bahnunterführung wateten die Menschen knöcheltief durch Glassplitter, denn hier gab es eine jüdische Glaserei. In das finstere Zerstörungswerk waren auch mehrere Metzgereien, viele Textilgeschäfte, Getreide- und Viehhandlungen und andere Unternehmen einbezogen, die sogenannten „Nichtariern“ gehörten.

In ein Getto gesperrt
Je schneller die Zerstörungsmaschine der Rollkommandos lief, um so wüster ging es anschließend bei den zahllosen Plünderungen zu, zu denen sich der Mob, sozusagen unter dem Schutz der Polizei, hinreißen ließ. Die NSDAP selbst, so schien es zunächst, war bestrebt, dieses teuflische Zerstörungswerk dem „spontanen Volkszorn“ zuzuschanzen. Wer jedoch genauer hinsah, konnte feststellen, daß die Männer der Rollkommandos unter ihrem Räuberzivil Braunhemden und SA-Stiefel verbargen.
Im Laufe dieses 10. November wurden in Düren zahlreiche jüdische Mitbürger festgenommen. Viele von ihnen kamen nach einem „Verhör“ im SA-Heim, einem Barackenbau an der Wernersstraße, aus dem Nachbarn ununterbrochen gellende Schreie hörten, in ein Getto, das die NS-Partei in den halbverfallenen Gebäuden der ehemaligen Gerstenmühle an der Oberstraße eingerichtet hatte.

Gellende Schreie der Angst
Zum Zeitpunkt dieses menschenverachtenden Zerstörungswerks lebten nach Unterlagen der Kreisverwaltung in Düren rund 300 jüdische Mitbürger. Welch grausamer Leidensweg vielen von ihnen bevorstand, zeigt die Tatsache, daß über 100 in den kommenden Jahren in den NS-Vernichtungslagern ums Leben kamen. Die anderen wurden in alle Welt verstreut. Es gibt kaum Kunde von ihnen in Düren.
Wie rücksichtslos die braunen Schergen schon in den ersten Stunden des beginnenden Vernichtungswerkes gegen die jüdische Minderheit in Deutschland vorgingen, daran erinnert sich der heute 60jährige Peter H. in einem Einzelfall. In der Wilhelmstraße, wo ein jüdischer Mitbürger ein Geschäft für Metzgereibedarfsartikel hatte, versuchte der Eigentümer, sich den wütenden Horden entgegenzustemmen. Er hatte das Eiserne Kreuz, seine hohe Kriegsauszeichnung aus dem ersten Weltkrieg, angesteckt und glaubte, so an die Rücksicht der Zerstörer zu appellieren. Obschon schwer kriegsverletzt, wurde der Mann brutal niedergeschlagen und weggeschleppt.
„Und niemand der vielen Umstehenden half ihm“, erinnert sich Peter H. Jeder hatte Angst vor dieser entfesselten Gewalt, die trotz aller Brutalität nur ein erstes Zeichen für all das war, was mit der totalen Ausrottung der jüdischen Menschen in Deutschland in den Konzentrationslagern endete.

Schon im 14. Jahrhundert
Von den 300 jüdischen Mitbürgern, die vor dem Krieg in Düren lebten, kamen in den ersten Jahren nach Kriegsende nur noch zwei nach Düren zurück, Ludwig Kann und Salli Goldschmidt. Sie sind inzwischen verstorben. Seit dieser Zeit gibt es unseres Wissens in Düren keine jüdischen Familien mehr, obschon die Stadt an der Rur auch auf eine über 700jährige jüdische Geschichte zurückblicken kann.

Dürener Zeitung, 9. November 1978 (3 Fotos)

10.11.1978

An den Gräbern der Juden lieber schweigen

Dürener Zeitung, 10. November 1978 (2 Fotos),

10.11.1978

Gedenken an die Opfer des Faschismus

Dürener Nachrichten, 10. November 1978 (1 Foto),

11.11.1978

Gegen Antisemitismus hilft nur Aufklärung
Vortrag über die Geschichte der Juden in Düren – Gedenktafel soll an die Synagoge erinnern
[Rolf Dörr]

Dürener Zeitung, Samstag, 11. November 1978 (1 Foto)

11.11.1978

Mit teuflischer Brutalität gingen sie vor
Alter Dürener berichtet über Vernichtung der Synagoge – „Ich komme och drahn“ – Mehr als eine Ehrenpflicht
Von Baltar M. Schmitz

Dürener Zeitung, Samstag, 11. November 1978

16.11.1978

Nach der „Kristallnacht“ verließen sie ihre Heimatstadt Düren
In New York ein neues Zuhause gefunden
Dürener Juden flohen über Frankreich in die USA – Jugendfreunde besuchten sie – Erinnerungen aus dunkler Zeit
Von Baltar M. Schmitz

Dürener Zeitung, 16. November 1978 (1 Foto),

16.11.1978

Leserbrief (von Karl-Heinz Küpper, Joachimstr. 7)
Urkunden aus dem 13. Jahrhundert

Dürener Zeitung, 16. November 1978

24.11.1978

Jugend ist frei von Haß
Pater Daniel Rufeisen über das Verhältnis von Juden und Deutschen heute

Dürener Zeitung, 24. November 1978 (1 Foto),