Drucken

Zelmanowicz

Es hat ihm nichts genutzt, dass seine Mutter katholisch war, er (wie sein Bruder Hermann) katholisch getauft war, dass auch sein Vater sich bei seiner Hochzeit 1927 hatte katholisch taufen lassen. Für die Nazis war und blieb der Vater ein Jude, und seine Söhne waren folglich Halbjuden und fielen unter die Nürnberger Rassegesetze. So fasste die Familie im September 1939 den Entschluss, nach Belgien zu fliehen, wo der Vater einige Monate vorher schon das Terrain sondiert hatte.

Rolf Udo Zelmanowicz, 1931 in Düren geboren und zur Südschule gegangen, konnte mit seiner Familie glücklich über Belgien nach Brasilien auswandern. Möglich wurde dies durch Visa, die der brasilianische Präsident Papst Pius XII. als Geburtstagsgeschenk gemacht hatte und die nun u.a. an zum katholischen Glauben konvertierte Juden ausgegeben wurden. Im Süden Brasiliens, in Porto Alegre, baute sich die Familie (wie viele andere Deutsche auch) ein neues Leben auf.

Im Rahmen einer Europareise fand Rolf Udo Zelmanowicz jetzt in Begleitung seines ältesten Sohnes Max Gelegenheit, seiner Geburtsstadt einen Besuch abzustatten. Im Stadtmuseum wurde er von Ludger Dowe und Bernd Hahne von der Dürener Geschichtswerkstatt empfangen, die schon einige Zeit mit ihm korrespondiert hatten. In flüssigem Deutsch erzählte der mittlerweile 86jährige von der abenteuerlichen Flucht und dem neuen Leben in Brasilien, wo zwei Söhne und zwei Töchter in akademischen Berufen Karriere gemacht haben. Er selber hat einen Teil seines Vermögens eingesetzt, um zusammen mit anderen ein großes Stück brasilianischen Urwalds zu kaufen, damit die dort lebenden Indios keine Angst vor der grassierenden Vernichtung des Regenwaldes haben müssen.

Bei einem kurzen Rundgang durch die aktuelle Ausstellung des Stadtmuseums hatte es Rolf Udo Zelmanowicz besonders ein alter Stadtplan angetan, auf dem er mit sichtlichem Vergnügen seine alten Wohnorte und seinen Schulweg nachging. Der Besuch endete mit herzlichen Umarmungen und einem großen Lob für die Arbeit der Geschichtswerkstatt und des Stadtmuseums.

Das Foto zeigt Rolf Udo Zelmanowicz, eingerahmt von Ludger Dowe und Bernd Hahne von der Geschichtswerkstatt. Rechts der älteste Sohn Max, links Dr. Edison Capp, ein enger Freund der Familie. (Foto: Bursinsky/Stadtmuseum)