04.02.1938

Dürener Gerichtschronik
2 Juden wollten Rebbach machen
Neunzig Prozent Verdienst, ein nettes Geschäftche

Westdeutscher Beobachter, Freitag, 4. Februar 1938

[8. März 1938]

Gedruckte Abschrift
Ladung der Eheleute Georg Horn und Grete geb. Blumenthal, Jülich, vor das Schöffengericht in Düren wg. Nichtentrichtung der Reichsfluchtsteuer

21.04.1938

Handelsregistereintragungen:
Veränderungen:
A 220. 19.4.38 Gebr. Schweitzer, Düren. Die Gesellschaft ist aufgelöst. Liquidatoren sind die bisherigen persönlich haftenden Gesellschafter Otto Loew und Theodor Ochs, Kaufleute, Düren. Neueintragung:
A 951 19.4.38 Die Firma Franz Sinn & Sohn, Kommanditgesellschaft, Aachen mit je einer Zweigniederlassung in Düren und Aachen, letztere unter der Firma Hugo Dahm und Sohn, Zweigniederlassung der Firma Franz Sinn & Sohn Kommanditgesellschaft. Persönlich haftender Gesellschafter: Peter Vaessen, Kaufmann in Aachen. Kommanditgesellschaft seit dem 1. Juli 1918 mit 2 Kommanditisten.
Die Firma Franz Sinn & Sohn Kommanditgesellschaft Aachen hat das bisher unter der Firma Gebr. Schweitzer, Düren, betriebene Handelsgeschäft übernommen. Der Übergang der im Betriebe des Geschäfts begründeten Forderungen sowie der Immobilien und Verbindlichkeiten der „Gebr. Schweitzer Düren“ ist bei dem Erwerbe des Geschäfts durch die „Franz Sinn & Sohn Kommanditgesellschaft“ ausgeschlossen. Erwerberin führt das Geschäft als eine Zweigniederlassung des in Aachen betriebenen Hauptgeschäftes fort.

Westdeutscher Beobachter, Donnerstag, 21. April 1938

22.04.1938

Vor den Aachener Gerichten:
Merkwürdige Buchhaltung in jüdischem Betrieb
Was wurde verschleiert? – 30 000 Mark veruntreut
[Prozeß um Unterschlagungen in großem Stil gegen den jetzt 51jährigen Georg Dammers aus Birkesdorf, der in einem elektrotechnischen Betrieb in Düren-Rölsdorf mit jüdischem Inhaber (= Gebr. Hannemann) 1930-36 als Prokurist größere Gelder in die eigene Tasche gewirtschaftet hatte.]
[…]
Der Firmeninhaber [Hermann Löwenstein?] hatte seinen Schwiegersohn [Dr. Wilhelm Kaufmann], einen jüdischen Rechtsanwalt aus Düsseldorf [=Duisburg], im Juni 1936 zum Prokuristen bestellt, der sich in die Buchhaltung einarbeiten sollte. […]

Westdeutscher Beobachter, Freitag, 22. April 1938, 2sp

23.04.1938

Lügen und Widersprüche im Dammers-Prozeß
Schmählich mißbrauchtes Vertrauen – Der zweite Verhandlungstag

Westdeutscher Beobachter, Samstag, 23. April 1938, 3sp

27.04.1938

Heute Urteil im Dammers-Prozeß
Der Sachverständige hat das Wort
Rund 35 000 Mark wurden in Düren veruntreut – 10 000 Mark steckte Dammers ein

Westdeutscher Beobachter, Mittwoch, 27. April 1938, 3sp

28.04.1938

Das Urteil im Dammers-Prozeß
Der Angeklagte im Gerichtssaal verhaftet
15 Monate Gefängnis und 9000 Mark Geldstrafe für schwere Untreue

Westdeutscher Beobachter, Donnerstag, 28. April 1938, 2sp

28.04.1938

Dürener Gerichtschronik
Im vergangenen Jahr verschwand aus Jülich das jüdische Ehepaar Horn und Frau, Grete geborene Blumenthal, die dort Hubertusstraße Nr. 11 gewohnt hatten. Da es beiden im nationalsozialistischen Deutschland nicht mehr zusagte, begaben sie sich, ohne daß deswegen die Jülicher Bevölkerung eine Abschiedsträne vergoß, nach Belgien. In Brüssel nahmen sie Wohnung. Die Höhe der mitgenommenen Geldbeträge läßt sich nicht einfach feststellen. Jedenfalls wollten sie dem Reich ein Schnippchen schlagen und bezahlten die fällige Reichsfluchtsteuer in Höhe von 20.000 RM nicht. Alsbald wurde ein Steuersteckbrief hinter den beiden hergeschickt. Und nun befaßte sich, natürlich in Abwesenheit der beiden Angeklagten, das Dürener Bezirksschöffengericht mit dem Fall. Strafantrag und Urteil lauteten auf je 1 Jahr Gefängnis und auf je 20.750 Mark Geldstrafe, ersatzweise je 207 Tage. Weiterhin wurde die Einziehung des inländischen Vermögens verfügt. Es ist so umfangreich, daß der Staat dabei reichlich auf die Kosten kommt. An Inventar sind für 5000 Mark, für ein Haus 35.000 Mark und weiterhin noch erhebliche Hypothekenwerte vorhanden. Die Angeklagten wären also viel billiger abgekommen, wenn sie ihre Steuer bezahlt hätten. Ein höchst seltsamer Fall: Juden, die nicht rechnen können.

Westdeutscher Beobachter, Donnerstag, 28. April 1938

20.05.1938

Rassenschänder ins Zuchthaus
und dann in die Irrenanstalt
Die 4. Große Strafkammer des Landgerichts Köln verurteilte am Montag einen 68 Jahre alten Juden wegen Rassenschande zu anderthalb Jahren Zuchthaus. Außerdem wurde die Unterbringung des Angeklagten in einer Heil- und Pflegeanstalt angeordnet.
Der im Jahre 1870 in Düren gebürtige Volljude Emil Ullmann hat die seit dem Jahre 1930 bestehenden und zwischendurch abgebrochenen Beziehungen zu einer Arierin Weihnachten und Silvester vorigen Jahres wieder aufgenommen und sich gegen die Nürnberger Gesetze zum Schutz des deutschen Blutes eindeutig vergangen. Zweimal ist der Jude, der seit 1920 Wohlfahrtsunterstützung bezieht, schon wegen Sittlichkeitsverbrechens an Minderjährigen zu 4 und zu 7 Monaten Gefängnis verurteilt gewesen. Der medizinische Sachverständige erklärte ihn insofern für beschränkt zurechnungsfähig im Augenblick der Tat, als ihm zwar nicht die Einsicht, aber der Wille fehle, vor dem Verbrechen zurückzuschrecken. Die Strafkammer ordnete deshalb dem Antrag des Staatsanwaltes entsprechend die Unterbringung in einer Heil- und Pflegeanstalt an.

Westdeutscher Beobachter, Freitag, 20. Mai 1938

27.05.1938

Walter Trienes:
Entartete Musik
Die zersetzende Wirkung des Judentums auf die Musik

Westdeutscher Beobachter, Freitag, 27. Mai 1938, ganze Seite

13.06.1938

Tagung der Ratsherren, 13. Juni 1938
8. Umbau der Zweigstelle der Städtischen Sparkasse, Kölnstraße 111 [Ullmann]

02.07.1938

Kommentarspalte
Mit den Juden unter einem Dach?
Der deutsche Mieter braucht keine Hausgemeinschaft mit Juden zu dulden

Westdeutscher Beobachter, Samstag, 2. Juli 1938

08.07.1938

Kommentarspalte
Deutsches Personal in jüdischen Betrieben
[zu einigen letzten Gerichtsentscheidungen]

Westdeutscher Beobachter, Freitag, 8. Juli 1938

Donnerstag, 14.07.1938

Durch Erlass des Herrn Reichsminister[s] für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung ist mit 14. Juli 1938 jedem Juden der Besuch einer deutschen Schule untersagt. Die Schule Hochkirchen besuchen noch 2 [jüdische] Schülerinnen. Die Kinder haben die Schule am gleichen Tage nicht mehr besucht.

Schulchronik Hochkirchen, zit. nach: Dominicus, Chronik des Amtsbezirks Nörvenich 1932-1946, 2. Aufl. 2005, S. 40

18.07.1938

Handelsregistereintragungen
Veränderungen:
13.7.1938 A 787: Firma Marx & Treidel, Birkesdorf: Die Gesellschaft ist aufgelöst. Liquidatoren sind die bisherigen persönlich haftenden Gesellschafter Moritz und Rudolf Marx, Düren. Jeder Liquidator kann einzeln handeln.
Löschungen:
13.7.1938 A 511: Firma L.M. Loeb & Co., Düren: Die Firma ist erloschen.

Westdeutscher Beobachter, Montag, 18. Juli 1938

09.08.1938

Unterm Strich, 4sp
Die „gute alte“ Zeit:
Betrügerische Judenmetzger Anno 1787 in Pier
Sie schlachteten schwarz und verkauften verdorbenes Fleisch

Westdeutscher Beobachter, Dienstag, 9. August 1938

13.08.1938

Waren- und Geschäftsinventar-Versteigerung zu Düren
Dienstag, den 16. August d.J., vormittags 10 Uhr beginnend, läßt die Firma Seidenhaus Cohn & Cie. im Geschäftslokal Düren, Wirtelstraße 37a, wegen Geschäftsaufgabe durch den Unterzeichneten freiwillig gegen bar versteigern.
A) an Waren: […]
B) an Geschäftsinventar: […]

Westdeutscher Beobachter, Samstag, 13. August 1938, Anzeigenteil

24.08.1938

Nur noch jüdische Vornamen für Juden
Tarnung unmöglich gemacht – Sara oder Israel müssen als zusätzliche Vornamen angenommen werden
[mit einer Liste der zugelassenen männl. und weibl. Vornamen]

Westdeutscher Beobachter, Mittwoch, 24. August 1938, Titelseite, 3sp

24.08.1938

kleine Anzeige
2 b F 10/37
Der Grundschuldbrief über die zugunsten des Simon Rogozinski im Grundbuche von Düren Band 84 Blatt 3776 in Abt. III unter Nr. 23 eingetragene Grundschuld von 10.000 GM mit 71/2% Jahreszinsen wird für kraftlos erklärt.
 Das Amtsgericht

Westdeutscher Beobachter, Mittwoch, 24. August 1938, Anzeigenteil

31.08.1938

Dürener Viehmarkt frei von jüdischen Vampiren
Vom Segen der Marktordnung – Pferde-, Nutz- und Schlachtviehmarkt geregelt – Fleischbedarf des Konsumenten gesichert
[folgt 1 ganze Seite mit einschlägigen Anzeigen]

Westdeutscher Beobachter, Mittwoch, 31. August 1938, ganze Seite m. 4 Fotos

02.09.1938

Großformatige Anzeige
Die Firma Löwenstein-Freudenberg, Düren
ist durch Geschäftsveräußerung auf das
KAUFHAUS HANSA
übergegangen und nunmehr vollständig arisiert.
[…]

Westdeutscher Beobachter, Freitag, 2. September 1938, Anzeigenteil

05.09.1938

Keine jüdischen Hausverwalter mehr
Neuordnung der Hausverwaltungen – Wer ist anmeldepflichtig?

Westdeutscher Beobachter, Montag, 5. September 1938, 2sp

08.09.1938

Anzeige
Auf Herbst umstellen
[…]
Kaufhaus Hansa

Westdeutscher Beobachter, Donnerstag, 8. September 1938, Anzeigenteil

10.09.1938

In arische Hände übergegangen
Birkesdorf, 10. Sept. Die bisher jüdische Firma Marx & Treidel wurde von einer Firma aus Grevenbroich übernommen und geht damit in arische Hände über. Das Werk beschäftigt etwa 80 Gefolgschaftsmitglieder und betreibt den Handel in Rohstoffen und Textilien.

Westdeutscher Beobachter, Samstag, 10. September 1938

10.09.1938

großformatige Anzeige
Den Einwohnern von Düren und Umgegend zur gefl. Kenntnis, daß ich im Hause Wirtelstraße 37 a, vorm. Cohn & Cie., ein arisches Fachgeschäft für Seidenstoffe, Kleiderstoffe, Modewaren, Kurzwaren
Samstags, den 10. September 1938, nachmittags 3 Uhr eröffne
[…]
Seidenhaus Paul Möller, Düren, Wirtelstraße 37 a

Westdeutscher Beobachter, Samstag, 10. September 1938, Anzeigenteil

13.09.1938

großformatige Anzeige
Ich eröffne
nach erfolgter Übernahme der bisherigen Firma Geschw. Kaufmann, Langerwehe, am Donnerstag, den 15. September
ein deutsches Fachgeschäft für Textilwaren und Bekleidung unter der Firma
Frintrop
Langerwehe
[…]

Westdeutscher Beobachter, Dienstag, 13. September 1938, Anzeigenteil

16.09.1938

Anzeige des Stoffhauses Vöcklinghaus & Co.
Düren, Wirtelstraße 11 !!!

Westdeutscher Beobachter, Freitag, 16. September 1938, Anzeigenteil

24.09.1938

Kommentarspalte
Mit Juden im gleichen Haus
[über ein Urteil eines deutschen Oberlandesgerichts]

Westdeutscher Beobachter, Samstag, 24. September 1938

14.10.1938

Wie stehts mit der jüdischen Abwanderung?
Noch 266 Juden wohnen in Düren
Die Statistik gibt Auskunft über die jüdischen Einwohner, ihre Herkunft und Berufe

Westdeutscher Beobachter, Freitag, 14. Oktober 1938, 3sp

14.10.1938

Was meldet das Dürener Land
Pachtbedingung: NSV-Mitglied – Judenfeind
[über die Neuverpachtung von Gemeinde-Ländereien in Füssenich]
[…] Ferner ist dort bestimmt, daß nicht ein Pächter sein kann, wer Verkehr mit Juden unterhält. […]

Westdeutscher Beobachter, Freitag, 14. Oktober 1938

14.10.1938

2sp Anzeige
Der ewige Jude
mit 265 Bilddokumenten
gesammelt von Dr. H. Diebow
Zum ersten Mal […]

Westdeutscher Beobachter, Freitag, 14. Oktober 1938, Anzeigenteil

17.10.1938

Handelsregistereintragungen
Löschungen
6 HRA 828: Die Firma M. Pollack & Dahl, Drove, soll gemäß § 31 Abs. 2 HGB und 141 FGG vom Amts wegen gelöscht werden. Widerspruchsfrist 3 Monate

Westdeutscher Beobachter, Montag, 17. Oktober 1938

20.10.1938

Kommentarspalte
Der Letzte seiner Art
[über einen Juden, der regelmäßig als Zuhörer im Gerichtssaal erschien und jetzt von dort verwiesen wurde]

Westdeutscher Beobachter, Donnerstag, 20. Oktober 1938

29.10.1938

Zollfahndungsstelle Aachen
Aachen, den 29. Oktober 1938
Sicherungsanordnung

[gegen die Gebrüder Alfred und Josef Berlin in Düren, Alte-Jülicherstraße 9]

November 1938

[Die Städtische Oberschule für Mädchen] Die Schule hatte 420 Schülerinnen […]. Zum 1. April 1938 zog sie in das Gebäude des ehemaligen Katholischen Lyzeums, Tivolistr. 1, das die Stadt gekauft hatte. […] Von den Schülerinnen waren 79 Prozent katholisch, 19,8 Prozent evangelisch, 0,3 Prozent israelitisch und 1 Prozent „gottgläubig“. Die letzte Jüdin verließ die Schule im November 1938.

1880-1980. Städtisches Rurtalgymnasium Düren, Festschrift zum 100jährigen Bestehen, S. 32

05.11.1938

Feuer in einer Glaserwerkstätte
Gestern brach in einer in einem einstöckigen Hintergebäude der Adolf-Hitler-Straße gelegenen Glaserwerkstätte ein Brand aus, der glücklicherweise gleich bemerkt wurde. Die Feuerwehr rückte um 12.39 Uhr aus und bekämpfte den Brand mit zwei Schlauchleitungen, von denen die eine durch das Vorderhaus, die andere durch die Gasse neben dem Kolpinghaus gelegt war. Es gelang auch, den Brand, der bei einem weiteren Ausbreiten eine große Gefahr für die Häuser in der Umgebung gebildet hätte, auf seinen Herd zu beschränken. Das Feuer hatte in Stroh und Holz reiche Nahrung gefunden. Es verbrannten u.a. zahlreiche in Arbeit befindliche Bilderrahmen und anderes Holz. Dazu wurde viel Glas zerstört. Auch das Dach hatte schon Feuer gefangen. – Wie wir hören, soll es in dem gleichen Gebäude vor einigen Jahren schon einmal gebrannt haben.

(Dürener Zeitung?), 5.11.1938 [Sammlung Kaiser]

09.11.1938

Aachen gedenkt der Toten der Bewegung
Die große Gemeinschafts-Feierstunde auf dem Katschhof
[…]
Als Blutzeugen der Bewegung fielen im Gau Köln-Aachen durch feige Mörderhand:
[…] Paul Thewellis, Düren
[…] Herbert Egon Zimmermann, Jülich […]

Politisches Tageblatt Aachen, 9. November 1938, Nr. 263 (1. Bl.), in: Lepper II, S. 1236

09./10.11.1938

Reichspogromnacht

14.11.1938

Kulturabend wurde zur Demonstration
„Juden ohne Maske“
Nachtveranstaltung der Dürener Ortsgruppen
[gezeigt wurde der Film „Juden ohne Maske“]

Westdeutscher Beobachter, Montag, 14. November 1938, 2sp

15.11.1938

Sitzung des Presbyteriums am 15. November 1938 in
der Auferstehungskirche
[…] Pfarrer Schumann gibt Kenntnis davon, daß die Ehefrau Artur vom Bruch, Else geb. Schwarz – israel. – bei ihm den Übertritt zur evang. Kirche beantragt habe. Die Mitglieder des Presbyteriums sprechen sich eingehend über diesen Antrag mit Rücksicht auf die augenblickliche Zeit aus. Die Anwesenden lehnen die Aufnahme in die evang. Kirche ab.

Kopie im Archiv der GW

15.11.1938

„Fahnen auf Halbstock“
Kreis Düren ehrt den toten Ernst vom Rath
Der Trauerzug berührt Düren – Ehrenspalier auf den Bahnhöfen und an der Bahnstrecke

Westdeutscher Beobachter, Dienstag, 15. November 1938, 3sp

17.11.1938

Die Fahnen senkten sich
Dürens Gruß an Ernst vom Rath – Ergreifende Trauerkundgebung der ganzen Bevölkerung bei der Überführung

Westdeutscher Beobachter, Donnerstag, 17. November 1938, 3sp m. 2 Fotos

18.11.1938

Kommentarspalte
Es trifft keinen Armen
Wie lebt der Jude in Deutschland

Westdeutscher Beobachter, Freitag, 18. November 1938

19.11.1938

Kommentarspalte
Jüdische Unverschämtheiten

Westdeutscher Beobachter, Samstag, 19. November 1938

19.11.1938

Handelsregistereintragungen
Veränderungen:
4.8.1938 – 6 HRA 888 -: Firma Kann & Fromm, Düren: Die Gesellschaft ist aufgelöst. Der bisherige Gesellschafter Ludwig Kann, Düren, ist alleiniger Inhaber der Firma.

Westdeutscher Beobachter, Samstag, 19. November 1938

26.11.1938

Abschrift des Kaufvertrages über das Synagogengrundstück zu Düren zwischen Hermann Löwenstein und Eduard Schnitzler als Vertreter der Synagogengemeinde zu Düren vor dem zur Beurkundung von Verträgen bestimmten Beamten Vermessungsrat Julius [Nachname unleserlich gemacht]

Kopie im Archiv der GW

30.11.1938

Kommentarspalte
Großdeutschland und Juda
Aufklärung bis ins letzte Dorf

Westdeutscher Beobachter, Mittwoch, 30. November 1938

02.12.1938

Sitzung des Finanz- und Verfassungsbeirats, 2. Dezember 1938
9. Grundstücksangelegenheiten
a) Ankauf des Synagogengrundstückes
>Entschließungsentwurf: „Die Stadtgemeinde Düren erwirbt von der Synagogengemeinde Düren nachgenannte an der Schützenstraße gelegene Grundstücke:
Grundbuch von Düren Band 75 Blatt 1207
Flur 34 Nr. 767/13 groß 19,90 ar Hofraum
Flur 34 Nr. 483/13 groß 0,40 ar Wegefläche.
Der Kaufpreis beträgt 30.000 RM abzüglich 3.000 RM für Niederlegung und Entfernung der noch vorhandenen Gebäudereste, mithin 27.000 RM. Der Kaufpreis ist zahlbar nach Umschreibung. Die Notar- und Grundbuchkosten und die Grunderwerbssteuern gehen zu Lasten der Stadt.“
Der Vorsitzende erklärte, daß befürchtet werden müsse, daß das Grundstück wegen seiner bevorzugten Lage bald in andere Hände übergehen und für Zwecke genutzt werde, die dem Bebauungsplan der Stadt entgegenstünden. Außerdem habe die Stadt, da der hintere Teil des Grundstückes an den Anna-Peltzer-Garten angrenze, ein besonderes Interesse an dem Erwerb. Das Mittelstück könne vielleicht an die Anlieger der Marienstraße abgegeben werden. Der vordere Teil bleibe Baugelände.
Einwendungen wurden nicht erhoben.

05.12.1938

Zollfahndungsstelle Aachen
Aachen, 5. Dezember 1938
Sicherungsanordnung
[gegen Abraham Daniel, Düren, Höfchen 1]
dazu: Sicherheitsbescheid, o.D.
dazu: Schreiben Finanzamt Düren, Vollstreckungsstelle, v. 31.12.42
dazu: Unbedenklichkeitsbescheinigung Finanzamt Düren, 1.2.43

06.12.1938

Die neue Durchführungsverordnung zur
Auflösung jüdischer Einzelhandelsbetriebe
Schutz des arischen Einzelhandels – Keine Schädigung der Gläubiger

Westdeutscher Beobachter, Dienstag, 6. Dezember 1938, 2sp

12.12.1938

Handelsregistereintragungen
Veränderungen
6.12.1938, B 343: Firma Gebr. Hannemann & Cie, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Düren: Hermann Löwenstein, Düren, ist nicht mehr Geschäftsführer. Ludwig Aengeneyndt, Kaufmann und Fabrikant, Köln-Lindenthal, ist zum Geschäftsführer bestellt. Die Prokuren Dr. Hartwig Löwenherz und Dr. Wilhelm Kaufmann, Düren, sind erloschen.
Löschungen
>2.12.1938, A 231: Firma M. Berg & Sohn, Düren: Die Firma ist erloschen.
2.12.1938, A 469: Firma Jacob Lichtenstein, Inhaber Hermann Lichtenstein, Düren: Die Firma ist erloschen.

Westdeutscher Beobachter, Montag, 12. Dezember 1938

13.12.1938

Was meldet das Dürener Land
Versammlung der NSDAP in Disternich

Westdeutscher Beobachter, Dienstag, 13. Dezember 1938

14.12.1938

[Familie Max Schwarz aus Lechenich]
Am 14. Dezember 1938 verkaufte Max Schwarz sein Haus in der Bonner Strasse, in dem einstmals eine glückliche Familie gelebt hatte, an den Grubenarbeiter Josef Bong aus Lechenich. „Kaufpreis 8.000 Reichsmark. Derselbe ist durch Genehmigung sofort auf Anforderung des Notars an diesen zu zahlen. Derselbe wird angewiesen, die Dürener Bank zu befriedigen und den Rest entsprechend der behördlichen Genehmigung zu zahlen.“

Archiv der Stadt Erftstadt, Nr. 233-02, in: Bormann, S. 59

16.12.1938

Sitzung des Finanz- und Verfassungsbeirats, 16. Dezember 1938
5. Grundstücksangelegenheiten
c) Ankauf des Grundstückes Moses Fromm, Düren-Rölsdorf. Entschließungsentwurf: „Herr Moses Fromm aus Rölsdorf, Monschauer Str. 183 verkauft der Stadtgemeinde Düren das im Grundbuch von Rölsdorf Band 7 Blatt 320 eingetragene Grundstück Flur 3 Nr. 49 am Lendersdorfer Weg, groß 2210 qm. Der Kaufpreis beträgt -,60 RM je qm, mithin für das Grundstück 1.326 RM. Dieser Betrag ist nach Umschreibung im Grundbuch unter Beachtung der gesetzlichen Bestimmungen in bar zu zahlen.
Dem Vertrag werden im übrigen folgende Bedingungen zu Grunde gelegt.
1. Das Grundstück wird verkauft ohne Gewähr für einen bestimmten Flächeninhalt, frei von Hypotheken und Lasten.
2. Besitz, Nutzung und Lasten und Gefahr gehen sofort über.
3. Alle mit diesem Vertrag jetzt und in der Folge verbundenen Kosten trägt die Stadtgemeinde Düren.“
Einwendungen wurden nicht erhoben.

Samstag, 17.12.1938

Strafverfügung gegen einen Rottenführer N.N aus Nörvenich
Mit Schreiben vom 17. Dez. 1938, SA der NSDAP, Brigade 76 Aachen, an ihren Parteigenossen P.N., Nörvenich, verfügt der Oberführer des Ausschluss des Parteigenossen aus der SA wegen SA widrigen und parteischädigenden Verhaltens.
Die Begründung:
Die Beschuldigten E., N., S. und W. haben gegen eine Jüdin* am 15. November 1938 eine eigenmächtige Aktion unternommen, die sich im einzelnen folgendermaßen zugetragen hat.
Der Beschuldigte N. erzählte den übrigen Beteiligten, dass in Nörvenich eine Jüdin namens Hermanns bei der Aktion gegen die Juden unbeachtet geblieben sei. Die Jüdin habe vor kurzem ein Haus verkauft und den Erlös des Verkaufs bestimmt noch in ihrer Wohnung. Er schilderte ihnen eingehend die Ortslage und erklärte ihnen, wo das Geld sein sollte. Am gleichen Abend machten sich S., E. und W. auf den Weg nach Nörvenich. Sie klopften die Jüdin aus ihrer Wohnung und forderten sie auf, sämtliche in ihren Händen befindlichen Papiere zur Überprüfung vorzulegen und vorhandenes Bargeld abzuliefern. Die Jüdin holte daraufhin 400,- RM aus dem Kleiderschrank und händigte diese nach wiederholten eindringlichen Vorhaltungen an S. aus, da dieser versprochen hatte, sie dem Bürgermeister abzuliefern. Nachdem die Beschuldigten noch die telefonleitung zerschnitten hatten, fuhren sie mit dem erbeuteten Geld davon. Während E., S. und W. je 100 RM erhielten, bot man dem N. 25,- RM an, die dieser auch annahm, am nächsten Tag jedoch zurück brachte, weil er Angst bekommen hatte. Er hat dann doch schließlich einen Betrag von 15,- RM von S. entgegen genommen.
Durch ihre Handlungsweise haben sich die Beschuldigten für unwürdig erwiesen, länger das braune Ehrenkleid zu tragen. Sie haben eine Volksaktion zu schnöden[!], gewinnsüchtigen[!] Eigennutz missbraucht und dadurch der SA und der Bewegung erheblichen Schaden zugefügt. Bei der Strafzumessung musste überdies erschwerend ins Gewicht fallen, dass die Beschuldigten 6 Tage nach der Volksaktion erst tätig geworden sind, nachdem einerseits durch Befehl der Reichsregierung nichts mehr unternommen werden durfte und schon Bestrafungen bekannt geworden waren, die wegen Eigennutz bei der Volksaktion verhängt werden mussten. Unter Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte konnte nur der strafweise Ausschluss in Frage kommen. Er[!] war daher wie geschehen zu erkennen. Diese Verfügung ist rechtskräftig. Unterschrieben vom Führer der SA Brigade 76 (Aachen) Oberführer.
Eine Kopie erhielten PN, Standarte 161, Sturm 12/161, zuständige Kreisleitung, zuständige Polizeiverwaltung

*Rosa Hermanns hatte mit ihrem Mann Benno eine Metzgerei in Nörvenich. Das Haus ist vor ca. 25 Jahren abgerissen worden, heute: Der Parkplatz der Volksbank Nörvenich, Burgstraße.

GA Nörvenich, in: Dominicus, Chronik des Amtsbezirks Nörvenich 1932-1946, 2. Aufl. 2005, S. 41

19.12.1938

Tagung der Ratsherren, 19. Dezember 1938
B) Nichtöffentliche Sitzung
c) Grundstücksangelegenheiten
[…]
 2. Ankauf des Synagogengrundstücks
Der Erwerb des Synagogengrundstückes durch die Stadt ist zu empfehlen, um eine einwandfreie Bebauung an der Schützenstraße durchführen zu können und zur Ergänzung des Anna-Peltzer-Parkes. Der Kaufpreis ist angemessen, der Einheitswert des Grundstücks ohne Gebäude beträgt RM 30.249,—
Entschließungsentwurf:
Die Stadtgemeinde Düren erwirbt von der Synagogengemeinde Düren nachgenannte an der Schützenstraße gelegene Grundstücke:
Grundbuch von Düren Band 75 Blatt 1207
lur 34 Nr. 767/13 gross 19.90 ar Hofraum
Flur 34 Nr. 483/13 gross 0.40 ar Wegefläche
Der Kaufpreis beträgt RM 30.000,— abzüglich RM 3.000,— für Niederlegung und Entfernung der noch vorhandenen Gebäudeteile, mithin RM 27.000,— Der Kaufpreis ist zahlbar nach Umschreibung. Die Notar- und Grundbuchkosten und die Grunderwerbsteuer gehen zu Lasten der Stadt.
Ratsherr Mumm richtete an den Vorsitzenden die Bitte, das Grundstück der früheren Synagoge nicht als Bauplatz, sondern als Parkplatz zu verwenden. Es sei notwendig, daß für den Marktplatz ein Parkverbot erlassen würde, da die Geschäftsleute durch das Parken der Autos stark geschädigt würden. Auch müsse daran gedacht werden, für die Wirtelstraße ein Parkverbot zu erlassen. […] Der Vorsitzende stimmte […] Mumm zu und teilte mit, daß das Stadtbauamt zur Zeit mit der Ausarbeitung eines Planes für Parkplätze beschäftigt sei.
Bedenken wurden von den Ratsherren nicht erhoben.
[…]
 21. Ankauf eines Grundstücks
Begründung
Für das nacherwähnte Grundstück ist Enteignung beantragt worden, da es zu dem Siedlungsgelände des für 1939 vorgesehenen Bauabschnittes gehört […]
Entschließungsentwurf:
Herr Moses F[…] aus Rölsdorf, Monschauer Str. 183 verkauft der Stadtgemeinde Düren das […] Grundstück am Lendersdorfer Weg […] Der Kaufpreis beträgt RM 0,60 je qm, mithin für das Grundstück RM 1.326,—. Dieser Betrag ist nach Umschreibung […] unter Beachtung der gesetzlichen Bestimmungen in bar zu zahlen […].“

20.12.1938

Was meldet das Dürener Land
Die „armen“ Juden
Ortsbauernversammlung in Nideggen
Nideggen, 20. Dezember
Am Sonntag fand im Lokale Hallmanns in Nideggen eine gutbesuchte Ortsbauernversammlung statt. Ortsbauernführer Becker übergab nach kurzen Einführungsworten das Wort dem Redner des Abends, Kreisbauernführer Ackers, der kurz über alle den Landwirt angehenden Angelegenheiten sprach. Dann behandelte er das „Judenthema“. Er machte den Landwirten klar, daß es nicht am Platze sei, gerade für den Juden Mitleid zu haben, wie es leider in den ländlichen Gegenden noch oft der Fall sei. Anhand von Beispielen versuchte er den Anwesenden das Wesen und Treiben des Juden klarzumachen. Hieran schloß sich eine rege Aussprache an.

Westdeutscher Beobachter, Dienstag, 20. Dezember 1938

21.12.1938

Neues in Kürze
Aus der SA ausgestoßen
Die spontane Volksaktion gegen die Juden anläßlich der Ermordung des deutschen Gesandtschaftsrats in Paris hatten vier junge Männer, frühere Mitglieder der SA, benutzt, um sich persönliche Vorteile zu verschaffen. Seit einiger Zeit befinden sie sich in Untersuchungshaft. Gestern abend wurden sie durch den Führer der SA-Standarte 161, Obersturmbannführer Lotz, im Beisein der örtlichen Partei- und SA-Führung auf dem Gefängnishofe aus der SA ausgestoßen. Eine sehr schwere, aber gerechte Strafe.

Westdeutscher Beobachter, Mittwoch, 21. Dezember 1938

31.12.1938

2 Tote, 3 Schwerverletzte
Juden wollten über die Grenze
Im Kraftwagen verunglückt

Westdeutscher Beobachter, Samstag, 31. Dezember 1938, 2sp

31.12.1938

Schwerer Autounfall bei Düren
Jüdische Flüchtlinge auf der Fahrt nach Belgien verunglückt. Zwei Tote und drei Schwerverletzte
Eupen. Auf der Kölner Landstraße zwischen Düren und H[=G]olzheim fuhr in der vergangenen Nacht ein Personenkraftwagen, der von einem Kölner Chauffeur gesteuert wurde und in dem sich außerdem zwei Damen und zwei Herren aus Siegen befanden, mit voller Wucht gegen einen Baum.
Zu dem schweren Unfall, der später durch die Dürener Kriminalpolizei seine Klärung erfuhr, berichtet die Aachener Presse folgendes: Der Kölner Berufsfahrer Friedrich Waßmuth hatte von zwei aus Wien zugezogenen Juden den Auftrag bekommen, sie bis zur belgischen Grenze zu bringen. Hierzu mietet er einen Personenwagen, ohne daß die Vermietfirma Kenntnis von Zweck und Ziel der Fahrt hatte. Außer dem Fahrer befanden sich in dem Wagen die Juden Ernst Wahrhaftig und Frau, Dr. Geismer und eine Frau Helene Schein. Sie fuhren bereits am Mittwoch von Köln in den Kreis Monschau, wo der Grenzübertritt vor sich gehen sollte. Anscheinend war für sie die Luft nicht rein, so daß sie am Donnerstagabend beschlossen, wieder unverrichteter Sachen zurückzufahren. Vor H[=G]olzheim kam dann der fast neue Wagen ins Schleudern und fuhr mit großer Geschwindigkeit gegen einen Baum. Das Fahrzeug wurde völlig zertrümmert, die Insassen schwer verletzt. Sie wurden dem Dürener Krankenhaus zugeführt, wo inzwischen der Fahrer und Ernst Wahrhaftig gestorben sind.
Die Nachforschungen ergaben, daß alle nur ganz geringe Barmittel bei sich führten.

Quelle: „Grenz-Echo“, Eupen, 31.12.1938, zitiert nach Abschrift bei: Kirschgens, S. 303